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Struktureller Wandel und Konvergenz

Eine empirische Analyse der Produktionsstrukturen in Europa

Unterstützt durch Fördergelder des Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank (Projektnummer: 13372)

Fördersumme: EUR 71.000,00

2009-2012 

Ausgangspunkt und Hauptmotivation dieses Projekt durchzuführen war das Interesse an Effekten der europäischen Integration auf die ökonomische Situation der Europäischen Nationen. Das Forschungsprojekt befasste sich daher mit Forschungsfragen an der Schnittstelle zwischen  Strukturwandel und internationaler Ökonomik. Untersucht wurden die Veränderungen lokaler Industriemuster sowie der Spezialisierungsmuster der Länder aufgrund des europäischen Integrationsprozesses. Dieses Thema ist von speziellem Interesse in Bezug auf die ökonomische Entwicklung in Europa, seit aufgrund der Umsetzung eines Binnenmarktes und der Einführung einer Gemeinschaftswährung Handels- und Produktionsschranken schrittweise abgebaut wurde. Die Elimination dieser Barrieren hat wesentlichen Einfluss auf die Industrialisierung und auf die Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Länder. Durch erweiterte internationale Handelsmöglichkeiten sowie um ein Funktionieren der Währungsunion zu garantieren scheint es höchst relevant zu sein, ob sich einzelne Länder ökonomisch auseinanderentwickeln oder ob die Märkte flexibel genug sind, um wachsende Spezialisierung und Konzentrationstendenzen auszugleichen.

Dieses Forschungsprojekt liefert Beiträge zu einer Forschungsrichtung, die sich erst kürzlich entwickelt hat. Ein tiefergehendes ökonomisches Verständnis sowie ein Verstehen der wirkenden Kräfte ist bis jetzt nur eingeschränkt vorhanden. Auch wenn Konvergenztendenzen von Einkommens-levels in der Literatur ausgiebig behandelt wurde (z.B. Easterlin 1960, Borts und Stein 1964, Williamson 1965 oder Theil 1967), hat strukturelle Konvergenz bisher wenig Aufmerksamkeit erfahren, obwohl Studien darauf hinweise, dass Einkommens- und Produktivitätskonvergenz nicht notwendigerweise zu struktureller Konvergenz führen; und wenn, dann verläuft der Prozess der strukturellen Konvergenz aufgrund von Agglomerationen und Pfadabhängigkeiten sehr viel langsamer ab als derjenige der Produktivitätslevels (Fagerberg 2000 or Gugler and Pfaffermayr 2004).

Anderton et al. (1992) unterscheiden drei verschiedene Konzepte struktureller Konvergenz. Erstens kann strukturelle Konvergenz für die Assimilation ökonomischer Institutionen, rechtlicher Praktiken sowie organisatorischer Strukturen stehen, innerhalb welcher Firmen sich bewegen. Zweitens, strukturelle Konvergenz kann als Anpassung von Kosten, Preisen, von Inflation und Wechselkursen verstanden werden. Und drittens kann strukturelle Konvergenz als echte Konvergenz definiert werden, d.h. als Reduktion von Unterschieden bzgl. Arbeitsbedingungen, Lebensstandard, Beschäftigungsrate, Arbeitslosigkeit und Arbeitsproduktivität. In diesem Forschungsprojekt haben wir uns ausschließlich auf den dritten Aspekt struktureller Heterogenität konzentriert.

Speziell folgende Fragestellungen wurden untersucht:

Worin liegen die Hauptursachen von Konzentrations- und Spezialisationsmustern im Hinblick auf die ökonomische Theorienbildung? Gibt es Erkenntnisse, die mit empirischen Ergebnissen übereinstimmen? Dies ist speziell deshalb relevant, da ein tieferes Verständnis der zu Konzentration und Spezialisierung führenden Prozesse notwendig ist, um erfolgreiche Wirtschaftspolitik für die Europäische Union und speziell für die (strukturell) nachhinkenden Länder zu begründen.

Welche statistischen Werkzeuge stehen zur Untersuchung von Konzentrations- und Spezialisationsprozessen zur Verfügung? Worin bestehen brauchbare Spezialisierungs-Maßzahlen? nachdem diese definiert sind: Welche Vor- und Nachteile gibt es bei den unterschiedlichen Methoden, Konzentration und Spezialisierung zu untersuchen?

Hat die Integration die geografische Verteilung der westeuropäischen Industriestandorte verändert? Wenn ja: Welche Industrien sind am meisten betroffen und welche Gemeinsamkeiten weisen diese Industriezweige auf? Welche Länder können welche Industrien anlocken?

In Bezug auf die Wirtschaftspolitik der Europäischen Union ist es von speziellem Interesse, ob die zunehmende Integration Agglomerationskräfte freisetzt, welche zu zunehmenden Unterschieden zwischen Zentrum und Peripherie führen. Krugman (1991b) hat in diesem Zusammenhang die Hypothese entwickelt, dass die europäische Integration zu einer räumlichen Spezialisierung der europäischen Industrien führt, vergleichbar mit den ökonomischen Clustern der Vereinigten Staaten.

Sind sich die ökonomischen Strukturen der westeuropäischen Staaten mit der Zeit ähnlicher geworden? Welche Unterschiede bestehen zwischen westeuropäischen Ländern? In dieser Hinsicht ist es von speziellem Interesse, die Unterschiede der Wirtschaftsentwicklung von ökonomischen Nachzüglern wie Finnland und Irland mit denen von Griechenland und Portugal zu vergleichen.

Wir beschränken unsere Analyse auf die nationale Ebene, obwohl auch die Heterogenität auf regionaler und städtischer Ebene von hoher Relevanz ist. Es ist zum Beispiel eine häufige Sorge, dass Randregionen an Wettbewerbsfähigkeit verlieren, was zu einem Verlust von Arbeitsplätzen infolge der wirtschaftlichen Integration führt (Krugman, 1991 und Krugman und Venables, 1995), was zu einem langsameren Wirtschaftswachstum führt und schließlich die Kluft zu prosperierenden Regionen vergrößert in Wirtschaftszentren. Darüber hinaus befassen wir uns nicht mit Konzentrationsprozessen einzelner Branchen auf lokaler Ebene wie der Textilindustrie in der italienischen Region Prato oder der Konzentration der Automobilindustrie in Detroit.

In Kapitel 2 geben wir eine Literaturübersicht, die keine neuen Informationen enthält, sondern darauf abzielt, verschiedene Forschungsstränge zu sammeln, die bisher separat untersucht wurden, und einen Überblick über theoretische und neuere empirische Forschung zu geben. Zunächst diskutieren wir sowohl sektorübergreifende als auch interindustrielle Muster der wirtschaftlichen Entwicklung. Da die Prozesse, die diese Entwicklungen antreiben, sehr unterschiedlich sind, ist es notwendig, diese Unterscheidung zu treffen. Zweitens geben wir Hinweise auf beide Faktoren, die die (De-) Konzentration und (De-) Spezialisierung antreiben. Obwohl diese beiden Phänomene Hand in Hand gehen können, sind sie nicht dasselbe. Daher ist die Unterscheidung zwischen ihnen eine wichtige Aufgabe. Drittens berichten wir über empirische Ergebnisse für westeuropäische Länder, um zu verstehen, welche die Hauptantriebskräfte sind, und um gleichzeitig zu lernen, inwieweit theoretische Modelle in der Realität zutreffen.

Bisher gibt es keine gute Darstellung darüber, welche Konzentrations- und Spezialisierungsindizes für empirische Studien verwendet werden sollen und inwieweit empirische Ergebnisse entweder vom Index abhängen, der zur Messung von Konzentrations- und Spezialisierungsmustern ausgewählt wurde, oder von der (Aggregation der) Datenbanken. Da Studien widersprüchliche Ergebnisse gemeldet haben, wollen wir bewerten, ob diese beiden Faktoren zu empirischen Ergebnissen führen. Wir präsentieren daher nicht nur eine vollständige Darstellung der Merkmale, die ein angemessenes Maß an Spezialisierung erfüllen sollte, sondern konzentrieren uns auch auf die Mängel der in der empirischen Forschung verwendeten Indizes. Um die Unterschiede zwischen den gängigsten Spezialisierungsindizes aufzudecken, werden für den Zeitraum 1970 bis 2005 sowohl absolute als auch relative Indizes auf europäische Beschäftigungsanteile in zehn bis vierzehn westeuropäischen Ländern angewendet, die bis zu 51 Branchen umfassen.

Kapitel 4 baut auf dem gemeinsamen Papier mit Claudia Schmiedeberg „Strukturelle Konvergenz europäischer Länder“ auf, das in Structural Change and Economic Dynamics, 2010, vol. 21, 85 & ndash; 100. Wir erweitern die Arbeit, indem wir die in dem Papier erzielten Ergebnisse mit sektor- und ländergewichteten Indizes vergleichen, die im Großen und Ganzen das Gesamtbild für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor insgesamt nicht verändern. In Bezug auf die Entwicklung einzelner Branchen widersprechen die Ergebnisse zu stark, ob die Konzentration in absoluten Zahlen oder in Bezug auf die Branchengröße gemessen wird. In dieser Hinsicht zeigen wir den Einfluss der Größe einer Branche auf empirische Ergebnisse. Somit identifizieren wir neben dem Datensatz und der Wahl des Index einen dritten Faktor, der empirische Ergebnisse zu Konzentrations- und Spezialisierungsprozessen beeinflusst. Darüber hinaus zeigen wir, dass es notwendig ist, die Entwicklung der Konzentrationsmuster jeder Branche einzeln zu analysieren, da diese Muster einerseits zu unterschiedlichen Zeitpunkten auftreten und andererseits unterschiedliche Formen der Konvergenz (bzw. Divergenz) identifizieren können: allgemeine Konvergenz oder Entwicklungen in einem Land (einem Verein). Schließlich zeigen wir in einer deskriptiven Datenanalyse, dass Branchenmerkmale wie branchenübergreifende Verknüpfungen und Skalenerträge einen positiven Einfluss auf den Konzentrationsgrad haben, während wir diesen Zusammenhang nicht mit brancheninternen Verknüpfungen finden.

 

In Kapitel 5 verbessern wir die vorhandenen Ergebnisse, da wir Daten für alle westeuropäischen Länder verwenden, die einen langen Zeitraum und eine große Auswahl von Branchen abdecken, was wichtig ist, um robuste Ergebnisse zu erzielen. Darüber hinaus interessieren uns sowohl die Ähnlichkeiten als auch die Unterschiede zwischen den untersuchten Ländern. Wir ordnen daher einzelne Länder Clubs zu, d. H. Gruppen von Ländern, die gemeinsame Merkmale aufweisen, und analysieren die Entwicklung von Clubs und ihren einzelnen Ländern im Zeitverlauf. Auf diese Weise können wir zwischen wirtschaftlichen Nachwuchskräften und Spitzenreitern unterscheiden und den Strukturwandel reproduzieren, der in jeder Teilstichprobe eingetreten ist. Dann zeigen wir, dass selbst in einer globalisierten Welt, in der aufgrund technologischer Revolutionen (z. B. des Internets) die Transportkosten gesenkt wurden, die Entfernung immer noch eine wichtige Erklärung für Konzentrations- und Spezialisierungsmuster darstellt. Wenn wir eine langfristige Perspektive einnehmen und die Entwicklungen der europäischen Länder und Industrien seit den 1970er Jahren untersuchen, können wir die strukturellen Entwicklungen Westeuropas beleuchten und Einblicke in die Fragen geben, ob die Länder im Laufe der Zeit heterogener geworden sind und ob der Prozess Die europäische Integration durch die Beseitigung von Handelshemmnissen hatte erhebliche Auswirkungen auf den Wettbewerb, was bedeutet, dass sich die Branchen, auf die sich die Länder spezialisiert haben, und der Konzentrationsgrad der einzelnen Branchen geändert haben. Eine zentrale Frage in der Europäischen Union - ob der wirtschaftliche Kern auf Kosten der Peripherie gewinnt - wird ebenfalls eingehend untersucht, da der freie Kapital- und Arbeitsverkehr die Effizienz der Produktion steigern dürfte.

Wir haben die Arbeit auf verschiedenen Konferenzen und Tagungen vorgestellt, darunter dem FIW-Workshop 2010, der NoEG-Konferenz 2011 und dem Göttinger-Workshop "Internationale Wirtschaftsbeziehungen" 2011.

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Telefon:+43 (0)316 380 - 3593
Fax:+43 (0)316 380 - 9523

Web:schumpeter-centre.uni-graz.at

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